Sonntag, 16. April 2006

Das Pr0n-Problem

Gestern bin ich aus Versehen und ohne Fremdverschulden beim Mittagessen vorm Fernseher bei "Zwei bei Kallwass" hängengeblieben. Normalerweise ist das nicht meine Art, allerdings war's gestern schon irgendwo unterhaltsam. Anwesend waren ein junges Pärchen, Anfang bis Mitte 20 und natürlich die wahrscheinlich verständnisvollste, kompetenteste, einfühlsamste und überhaupteste Psychologin, die je aus einem Mutterschoß hervorgekrochen ist.

Der junge Herr (ich nenn ihn jetzt einfach mal Dustin (gesprochen "Dasstinn")) war nach eigener Aussage bevor er seine jetzige Freundin kennenlernte schon mit grob geschätzt 92478 Frauen zusammen und "ohne arrogant klingen zu wollen" ein überdurchschnittlich guter Liebhaber. Er kann immer, er kann überall und er kann's in sämtlichen Stellungen. 5 - 6 Mal Sex pro Tag ist für ihn überhaupt kein Problem. Die junge Dame (ich nenn sie jetzt einfach mal Jacqueline (gesprochen "Schacklihn")) fand das selbstverständlich super und hatte den Gedanken, den jede Frau hätte, die mit einem grandiosen Sexmonster zusammen wäre: Warum spielt der Kerl eigentlich nicht in Pornos mit?
Kurzentschlossen meldete Jacqueline Dustin ohne dessen Wissen zu einem Pornocasting an, erzählte ihm davon und war erstaunt, nein, was sag ich, erschüttert, als Dustin mit fassungslosem Blick ".......... HÄ?" antwortete anstatt ihr jubelnd um den Hals zu fallen. Offensichtlich hatte Sex-Dustin keinen Bock auf Pornodrehs und faselte irgendeinen unmännlichen Kram von Moralvorstellungen und Geschlechtskrankheiten, den wiederum Jacqueline überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Die Diskussion plätscherte anschließend so vor sich hin, Dustin wollte nicht zum Casting gehen, Jacqueline wollte, dass Dustin wollte und Prof. Dr. Dipl. psych. Angelika Kallwass raffte gar nix. Das ging hinterher so weit, dass Jacqueline die Mutter aller weiblichen Diskussions-Trumpfkarten zog und patzig erklärte: "Entweder, du gehst zu diesem Casting oder du kannst dich ganz verpissen." Eine wie ich finde vollkommen nachvollziehbare und logische Forderung, die jeder an Jackys (so würden sie wahrscheinlich ihre Freundinnen nennen) Stelle gestellt hätte.

Aus heiterem Himmel kam dann Sex Machines Bitte, mit Frau Kallwass alleine sprechen zu können. Und genau das ist der Punkt, der die Sendung unglaublich realitätsnah und ergreifend macht: Egal wie klar die Sachlage ist, egal wer sich im Verlauf der Sendung als "der Gute" und wer sich als "der Böse" herauskristallisiert und egal wie aussichtslos die Situation scheint, in diesem ominösen Einzelgespräch dreht sich alles um 180° und Frau Kallwass kann durch ihr überaus beneidenswertes Einfühlungsvermögen, das man nur erlangen kann, wenn man mindestens 36 Semester Psychologie studiert hat, die Wahrheit ans Tageslicht bringen. So auch gestern, als Dustin mit dem Riesenriemen ihr gestand, vor der Beziehung mit Jacqueline noch Jungfrau gewesen zu sein. Ein schockierendes Bekenntnis, das nur für den ungeübten Betrachter fast gar nix mit dem eigentlichen Streitpunkt zu tun hat. Jedenfalls war das Ganze Dustin unglaublich peinlich und unangenehm, schließlich hatten 80% aller Männer ihr Erstes Mal eher als der wahrscheinlich zweitbeste Liebhaber des Universums (der beste ist selbstverständlich Chuck Norris). Dr. Angelika fand das natürlich nur halb so wild und ermutigte Dustin dazu, rauszugehen und es seiner Freundin ebenfalls zu beichten.

Wieder im Studio druckste der Sexgott ein wenig herum und wusste nicht so recht, wie er anfangen sollte. Zum Glück half Jacqueline ihm auf die Sprünge, indem sie ihm mit den scheinheiligen Worten "Geht es eventuell um das hier?" einen zerknitterten Zettel unter die Nase hielt. Besagter Zettel war ein Psychotest mit dem Titel "Bin ich ein richtiger Mann", den Jacqueline in Dustins Männermagazinen fand und auf dem die Frage nach den bisherigen Sexpartnern mit "1" beantwortet worden war. Dustin nickte beschämt, Jacqueline tadelte ihn, dass er ihr das hätte sagen sollen, gestand, die ganze Pornosache nur deswegen eingefädelt zu haben, um Prengel-Dustin das Geständnis zu entlocken und am Ende hatten sich alle lieb und waren glücklich. Ganz besonders ich, der ich einem Höhepunkt deutscher Fernsehkultur beiwohnen durfte.

Gerade läuft: Pennywise - It's Up To You (Album: Land Of The Free?)

2 Kommentar/e:

Stuessy hat gesagt…

Gelesen ist's übrigens noch schöner, als von deinem zarten Stimmchen erzählt zu bekommen!! :)

Anonym hat gesagt…

Dazu einfach mal: http://german-bash.org/36532
*g*

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