Sonntag, 21. April 2019

Von Fietsen und Bollen

Hallo.

Wie schon die guten Musiker von Montreal einst sangen: Endlich wieder Urlaubszeit! Naja, vielleicht sangen sie auch von Discos, aber das ändert ja nichts daran, dass sogar Hamburg gerade mal ein paar Feiertage springen lässt, die für einen kurzen Abstecher in die weite Welt genutzt werden können. Deshalb sattelten auch wir unsere Hühner, bzw. unsere Fahrräder bzw. sattelten wir unsere Fahrräder auf unser Auto und fuhren mit ihm und ihnen knapp 5 Stunden durch die Gegend, unter einer Landebahn hindurch bis in den Westen von Holland, der hier Südholland heißt.

Wir sind dann in Noordwijk gelandet, eigentlich mehr aus Zufall als aus Berechnung. Eigentlich wollte ich den ganzen Trip auch geheim halten und nichts schreiben, aber jetzt ist es hier so schön (in Worten: SO schön!), dass das Internet das doch endlich mal erfahren sollte. Hier ist es nämlich ziemlich schön und das aus mehreren Gründen.

Zuerst mal haben wir unfassbares Wetter. Zuhause war es ja auch schon toll und sollte ja die Tage auch so bleiben, aber hier ist es irgendwie noch toller. Schon richtig Sommer. Also auch schon schweinewarm. Nach einer merkwürdigen Eingebung haben wir zuhause jeder einfach noch ne kurze Hose in den Koffer gepackt, die hier auch gleich mein Lieblingsaccessoire geworden ist und ohne die ich zerschmelzen würde.

Dann haben wir mit das beste Airbnb-Zimmer, das wir je hatten, in einem super schönen kleinen Haus in einer super niedlichen Gegend voller Irrwege und mit einem Kanal, der an unserem Fenster vorbei fließt. Mit einer sehr entspannten und netten Gastgeberin, die uns auch noch Frühstück macht. Besser geht's nicht.

Dann ist Noordwijk ziemlich phänomenal. Es ist sehr sehr fancy, es gibt super hippe Bars, es ist unfassbar voll, an der Promenade reiht sich ein Hotel an das nächste und wenn man keine Vespa hat und damit irre herumknattern kann, ist man sowieso out. Also eigentlich hat die Stadt alles, was kacke ist. Aber irgendwie ist das alles hier nicht kacke. Und außerdem gibt es einen mega langen schönen Strand mit Dünen, es gibt unzählige Strandbars, von denen einige auch für normale Leute sind, es gibt ein ausgeklügeltes Fahrradwegenetz (dazu später noch mehr) und es gibt Pommes spezial. Irgendwie erinnert es hier an eine Mischung aus Sylt und Las Vegas, nur dass es weder eine Insel noch ein Casinoparadies ist. Und schön und nicht nervig.

Und dann die Tulpen. Wegen denen sind wir ja eigentlich hier, weil so ein netter Holländer in Island erzählt hat, zur Tulpenblüte wäre es in Holland toll. Und es ist tatsächlich einfach verrückt. Du fährst aus der Stadt raus, biegst um die Ecke und dann hat da irgendein Bauer so 4 bis drölfzig Streifen Tulpen in allen möglichen Farben angepflanzt. Aber farblich sortiert. Und um die nächste Ecke hat ein anderer Bauer auch sein Feld vollgepflanzt. Und ich frage mich, was die damit machen, weil es sind Abertausende Blumen und die verblühen da alle und dann sehen sie hässlich aus und können nicht verkauft werden, aber es ist mir egal, weil wenn sie so in Reih und Glied auf den Feldern blühen, dann sieht das schon ziemlich toll aus. Ich hätte zwar ehrlicherweise gedacht, dass es noch mehr Blumen sind und das zwischendurch nicht so viele Felder leer oder voll mit verblühten Blumen sind, aber wat soll's?! Es ist der helle Wahnsinn.

So sind wir also heute auf unseren Rädern kreuz und quer durch die Gegend geheizt und haben schöne Blumen und schöne Städtchen gesehen. Wir waren u.a. in Noordwijkerhout und in Voorhout, alles süße kleine Örtchen mit netten Läden und schönen Gassen. Wir sind auch am Keukenhof vorbei gefahren, DER Institution auf dem Gebiet der Zwiebelblumen. Wenn ich es richtig verstanden habe, sind das auch Tulpenfelder, für die man aber Eintritt bezahlen muss, weil sie in einem Park bzw. Garten liegen. Nach kurzem Blick auf den übervollen Parkplatz und die noch anrollenden Automassen sind wir aber nicht rein gegangen. Gab auch so genug Tulpen zu sehen.

Die Orientierung war übrigens dank des bereits erwähnten ausgezeichneten Fahrradwegenetz auch für mich kein Problem. Es gibt hier keine wirklichen Radwanderwege, sondern einen Haufen nummerierter Punkte, die man beliebig miteinander kombinieren kann. Von jedem Punkt sind dann die angrenzenden Punkte ausgeschildert. Man bastelt sich also zu Beginn seine Route irgendwie zusammen (gibt natürlich auch schon vorgefertigte für so Faulpelze wie Martin P.) und klappert dann nur noch die einzelnen Punkte ab. Super klug, weil sich die Fahrradmassen (es waren wirklich viele Radler unterwegs) so auch ganz gut verteilen und nicht jeder denselben Weg nimmt. Und dass unterwegs eine Schraube aus meinem Sattel abbricht, da kann ja auch der Weg nichts dafür. Dafür haben wir dann auch den Abend bei einer kühlen Flasche Wein in unserer Lieblingsstrandbar ausklingen lassen und dort den schönen Sonnenuntergang genossen. Es könnte schlimmer sein.

Morgen steht ein ähnliches Programm wie heute an, nur dass wir woanders hinfahren. Wahrscheinlich nach Leiden, das so wie Amsterdam sein soll, nur anders. Also kleiner. Dienstag geht es dann wieder zurück in die Heimat. Also möglicherweise war das hier der erste und letzte Beitrag, mit dem die Welt darüber informiert werden soll, das Südholland im Allgemeinen und Noordwijk im Speziellen zur Tulpenzeit tatsächlich sehr sehr schön ist.