Diesen Dienstag war mal wieder Kino angesagt. Irgendwie muss man sich ja schließlich von der Klausur- und Lernpest erholen. Die Wahl fiel uns (also mir und den Leuten, die mit waren) trotz einiger noch ungesehener Filme diesmal nicht besonders schwer, schließlich startete letzte Woche erst der neue James Bond-Film "Casino Royale". Also schmissen wir uns kurzerhand in unsere schwarzen Agentensmokings, schüttelten kräftig den Martini und waren darauf gespannt, mit welchen Bösewichten es 007 zu Beginn seiner Karriere zu tun hatte.
Die Story von "Casino Royale" spielt nämlich wie mittlerweile jedem bekannt sein sollte vor allen anderen Bond-Streifen und ist im Grunde recht popelig: Weil der frischgebackene Doppelnull-Agent Herr Bond (Daniel Craig) einen Bombenanschlag auf den Prototypen eines neuen Megaflugzeugs verhindert hat, hat ein gewisser Le Chiffre (Mads Mikkelsen) einen ordentlichen Haufen Knete an der Börse verloren. Und weil dieser ordentliche Haufen Knete gar nicht ihm, sondern einem ordentlichem Haufen grimmiger Terroristen gehört hat, hat Le Chiffre jetzt ein ziemliches Problem. Grimmige Terroristen mögen es nämlich nicht so gerne, wenn der Mann, der eigentlich ihr Geld verwahren sollte, dieses mirnixdirnix verzockt. Um das Problem zu lösen, veranstaltet Graf Zahl kurzerhand ein Pokerturnier, bei dem der Gewinner stolze 120 Mio. Öcken einsackt. Und um Le Chiffre zu ruinieren, drückt der MI-6 noch kürzererhand seinem Pro-Gamer James Bond einen Batzen Geld in Form der Schatzamtsbuchhalterin Vesper Lynd (Eva Green) in die Hand und hofft, dass 007 das Spiel gewinnt, Le Chiffre von seinen Gläubigern die Fresse poliert kriegt und die grimmigen Terroristen kein Geld mehr haben.
Da "Casino Royale" wie schon gesagt von Bonds erstem Auftrag handelt, versuchten sich die Produzenten logischerweise an einer Rückentwicklung und schmissen einige typische Bond-Details von Bord. So fährt 007 am Anfang noch keine edlen Luxuskarren, 007 stellt sich nicht mit "Bond. James Bond" vor, 007 kackt auf geschüttelte Martinis, 007 verliebt sich (!!!) und vor allem hat 007 keine freakigen Gimmicks wie den granatenwerfenden PEZ-Spender am Start. Das mag für Hardcore-Bondfreunde vielleicht starker Tobak sein, ist für mich aber kein Problem. Wenn mich was an Bond-Filmen gestört hat, dann waren es hauptsächlich maßlos übertriebene Aktionen wie Stadtrundfahrten im Panzer oder Autos mit Raketenwerfer.
Aber das gibt's ja (fast) alles diesmal nicht. Stattdessen gibt es eine ganze Menge "normaler" Äktschn. Da wird geballert, geprügelt, gefoltert und verfolgt, dass die Fetzen fliegen. Und das gar nicht mal so schlecht, sorgen diese Szenen doch zumindest in den ersten zwei Dritteln des Films für einen nicht zu verachtenden Adrenalin- und Spannungspegel.
Was diesen Spannungspegel dann allerdings ein wenig sinken lässt, ist das Pokerturnier. Die Tatsache, ein Pokerspiel in den Mittelpunkt eines Actionfilms zu stellen, ist für sich genommen ja schon an Beknacktheit kaum zu überbieten. Die Tatsache, dass sich dieses Spiel bestimmt eine halbe Stunde lang hinzieht, ist allerdings schon fast eine Frechheit. Sowas traut sich sonst nur das DSF! Und überhaupt: Was ist das für ein jämmerlicher Bösewicht, der nicht die Welt beherrschen, sondern nur ein pimmeliges Pokerspiel gewinnen will?! Zum Glück fällt einem das im Film gar nicht so richtig auf, da das Spiel durch einige Leichen und jede Menge trockenen Humor angenehm aufgelockert wird.
Was hingegen auch mit Humor kaum zu ertragen ist, ist der Versuch, einen James Bond-Film auch für Frauen interessant zu machen. Dass 007 sich verknallt, ist ja so gerade eben noch zu akzeptieren. Dass 007 dann aber rumschnulzt wie ein liebeskranker Pavian, ist einfach nur noch peinlich. Und auch der Versuch, nach dieser Lkw-Landung Schmalz wieder Fahrt aufzunehmen, misslingt mehr oder weniger völlig. Plötzlich ist der Böse nicht mehr der Böse, dafür ist dann auch ein Guter nicht mehr gut, hinterher aber dann doch irgendwie wieder. Warum der richtige Bösewicht dann so richtig böse ist, weiß auch keiner und bevor man in Versuchung kommt, das zu erklären, klatscht man einfach hinter irgendeine Szene den Abspann. Hätten sich die Herren mal lieber ein bisschen mehr Mühe gegeben, dann hätte es vielleicht sogar zu einem richtig guten Film gereicht. So bleibt trotz eines vielversprechenden Anfangs leider nur ein Platz im oberen Mittelfeld.
Ach ja, zwei Sätze noch zu Daniel Craig: Besser als der Schleimbolzen Pierce Brosnan isser allemal. Ob er allerdings auch in einem "normalen" Bond-Streifen überzeugen kann, wage ich mal zu bewezeifeln, dazu ist der Kerl einfach zu grob.
Gerade läuft: Juliette & The Licks - Mindful Of Daggers (Album: Four On The Floor)
3 Kommentar/e:
ich fand eigentlich nur die verfolgungsjagd am anfang so richtig gut. der ganze rest war so lala. aber naja, für kinotag ganz ok, wa?
Ich guck mir den Film auch an, aber ich find Daniel Craig nur schmutzig interessant :-D
*neid* Den Film muss ich auch noch unbedingt sehen!
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