Donnerstag, 16. November 2006

Das Adventure™

Im Sommer 2002 erwiesen fraggy, Prof.Bss und ich dem Jägermeister Band Support Festival am Fühlinger See in Köln die Ehre. Die Herren von Jägermeister wollten damit tollen unbekannten Bands, die irgendwelche Wettbewerbe oder sowas gewonnen hatten, einen Auftritt vor größerem Publikum ermöglichen. Und damit das auch klappte, waren das Festival umsonst, der Jägermeister umsonst, der Backstagebereich umsonst (wenn auch nur über Umwege erreichbar) und 3 bekannte Bands (Die Happy, Fury In The Slaughterhouse und Such A Surge) Headliner. Außerdem sollte sich Michaela Schaffrath aka. Gina Wild da als DJ versuchen. Klarer Fall also, dass diese Veranstaltung unbedingt besucht werden musste.

Weil der Alkoholjieper mindestens so groß wie das Wetter gut war, beschlossen wir, zur An- und Abreise unsere Fahrräder zu benutzen. War ja auch keine große Sache. Mit der Fähre über den Rhein, ein bisschen durch die Pampa kurven und nach ner halben Stunde waren wir da und zu jeder Schandtat bereit. Wir latschten durch die Gegend, schmarotzten jede Menge Jägermeister nebst dazugehörigen Accesoires, ließen uns fotografieren, rockten mit den dort entdeckten Fidget, staunten über Fury In The Slaughterhouse, die sich für ein paar Songs mitten ins Publikum mischten, lachten über den Affenkopp, der während des Auftritts von Fidget nen Salto von der Bühne in die Menge machte, fingen ein Fidget-Poster, versteckten es für den Rest des Festivals zwischen 2 Dixi-Klos, erkämpften uns eine Dreiviertelstunde Aufenthalt im VIP-Bereich, in dem wir noch mehr Jägermeister schmarotzen konnten und hatten insgesamt eine richtig gute Zeit.

Gegen 23 Uhr verstummten die letzten Klänge von Die Happy und das Festival wurde offiziell für beendet erklärt. Wir holten noch fix das Poster (das tatsächlich noch da war) aus seinem Versteck und gingen dann zu unseren Fahrrädern... um dort festzustellen, dass fraggys Hinterrad platter als die Witze von Ingo Appelt war. Flickzeug hatte natürlich keiner dabei, allerdings wusste Bss - der älteste und weiseste von uns - sofort das Hausmittel: "Wir stopfen einfach ein paar Büschel Gras in den Mantel! Ein Kumpel von mir hat das mal gemacht, als er auf der Autobahn nen Platten an seinem Motorrad hatte und ist damit locker bis nach Hause gekommen." Das machte Eindruck! So viel Eindruck, dass wir tatsächlich eine Viertelstunde auf Knien hin und her robbten, Grasbüschel ausrissen und sie in den Mantel von fraggys Hinterrad pressten. Als fraggy sich dann aufs Rad schwang und ein paar Meter fuhr, fühlte es sich tatsächlich wie neu an... NICHT! Weil wir aber alle keinen Bock mehr aufs Grasrupfen hatten, fuhren wir trotzdem Richtung Heimat. War ja auch kein weiter Weg.

Wir kurvten also - diesmal leicht gehbehindert - wieder durch die Pampa zurück zur Fähre. Die fuhr aber um die Zeit schon lange nicht mehr und wir hatten ein Problem. Irgendwie mussten wir und unsere Fietsen ja über den Rhein kommen. Nach kurzer Beratung entschlossen wir uns, dazu die nahegelegene Autobahnbrücke der A1 zu nutzen, auf der sich neben den Fahrspuren für die Autos auch eine abgetrennte Spur für Fährenverpasser befindet. Da es dummerweise keinen vernünftigen Weg auf die Brücke gab, mussten wir erst unsere Drahtesel einen recht steilen und recht schmutzigen Erdhügel hochschleppen, bevor wir dann endlich den Fluss überqueren konnten. Am Ende der Brücke erwartete uns dann jedoch bereits die nächste böse Überraschung: eine unsere "Ausfahrt" versperrende Baustelle blinkte uns höhnisch an. Ich glaube, die Baustellenlampen morsten sowas ähnliches wie "Ällabätsch". Wir überlegten noch kurz, ob wir unsere Fahrräder über den Zaun schmeißen und hinterher klettern sollten, waren dann aber doch zu feige entschlossen uns dann aber doch dazu, einfach über die nächste Brücke zu fahren. Nachdem wir den recht steilen und recht schmutzigen Erdhügel wieder runtergestolpert waren, zog fraggy (das elende Weichei) allerdings erstmal den Schnuffijoker und rief seinen Bruder an, der ihn und sein lädiertes Gefährt abholen sollte. Bss und ich hingegen waren aufgrund noch funktionstüchtiger Räder gewillt, den Rhein auf männliche Art und Weise zu bezwingen und machten uns wieder auf den Weg ins Dunkel. Wir hatten zwar keine Ahnung, wie genau wir zur nächsten Brücke kommen sollten und was überhaupt die nächste Brücke war, aber da wir stets parallel zum Rhein fahren wollten, sollte das kein großes Problem darstellen...

Dass es das ausnahmsweise tatsächlich nicht tat, erfuhren wir ungefähr eine Stunde später, als wir an einer Tankstelle in Dormagen einen Blick in eine Straßenkarte werfen konnten. Allerdings erfuhren wir auch, dass die "nächste Brücke" die der Autobahn A46 war und wir bisher noch nichtmal die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten. Aufgrund der Tatsache, dass wir uns zum damaligen Zeitpunkt (es dürfte wohl so gegen 2 Uhr gewesen sein) direkt gegenüber unserer Heimatstadt befanden und sogar bereits einige Häuser von Monheim sehen konnten, war diese Information also schon ein wenig demoralisierend. Weil wir aber echte Männer und nicht so Mädchen wie fraggy waren, riefen wir niemanden an, der uns abholen sollte, sondern kauften uns erstmal Bier! Und erst dann riefen wir fraggy (der schon lange zuhause angekommen war) an und baten ihn, uns abzuholen.

Und so sah unsere Odyssee kartografisch aus:

Adventure in Kartenform

Gerade läuft: Nix

5 Kommentar/e:

Anonym hat gesagt…

oh ja, diese story musste irgendwann mal festgehalten werden :D

auf dem rückweg von der brücke sind wir übrigens einen asphaltierten weg runtergedüst und nicht nochmal den schmutzigen erdhügel runtergeklettert. der weg war allerdings gegen ende total dunkel und wurde immer schmaler durch am rand stehende grüngewächse. außerdem fuhr ich seinerzeit vorne und hatte natürlich kein licht an meinem ansonsten technisch einwandfreien gefährt. dies machte das ganze nochmal etwas unterhaltsamer.

das gras habe ich übrigens erst ca. ein ¾ jahr später wieder entfernt und da kroch schon total lustiges getier drin rum :D

Stuessy hat gesagt…

Ne gute Story, aber wie kommst du jetzt auf so olle Kamellen?

P.S.: Das Monheim irgendwie blöd gelegen und vor allem auf der falschen Rheinseite (aka Schäl Sick) liegt, ist mir auch schon aufgefallen.

Martin hat gesagt…

@fraggy: An den dunklen Weg kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Aber ist ja auch schon lang her.

@Stuessy: Ich hab die letztens aus irgendeinem Grund irgendjemandem erzählt und da fiel mir ein, dass ich die ja jetzt auch dem Blog erzählen könnte. Übrigens liegt Monheim auf der richtigen Seite, der Rest ist nur falsch.

Wieze hat gesagt…

Warum seid ihr denn nicht in Richtung Köln gefahren? Da gibts doch genug Brücken. Und wenn ihr in Monheim am Rhein wohnt, sollte euch doch aufgefallen sein, dass es weit und breit keine Brücke gibt.

Martin hat gesagt…

Öhm... nö :)

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