Nachdem mich meine letzte Lektüre ja nicht so ganz vom Hocker reißen konnte, zog ich diesmal den Gutes-Buch-garantiert-Joker und begann, "Die Begnadigung" von John Grisham zu lesen. Hat aber irgendwie nur mittelgut geklappt, ich sollte an meinen Jokern arbeiten.
Das Buch handelt von dem ehemaligen Lobbyisten Joel Backman. Der kam in seiner Blütezeit an ein von pakistanischen Studenten geschriebenes Programm, mit dem man den alleinigen Zugriff auf ein geheimes Satellitensystem hat. Backman hatte den Plan, das Programm für einen dicken Haufen Zaster zu verkloppen, wurde dann aber wegen irgendwas in dem Zusammenhang verhaftet und vor Gericht gestellt. Als sein Geschäftspartner ermordet wurde (wahrscheinlich von der Regierung, der die Satelliten ursprünglich gehörten), bekam Backman Schiss, bekannte sich schuldig und wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, von denen er jedoch nur 6 absitzen muss, weil er überraschend begnadigt und nach Italien verfrachtet wird. Allerdings ging die Begnadigung auf Druck der CIA aus, die natürlich weiß, dass das Land, dem das Satellitensystem gehörte, immer noch so sauer auf Backman ist, dass es ihn am liebsten tot sehen würde. Weil die zentrale Intelligenzagentur immer noch nicht weiß, wem die Satelliten gehört haben, würde sie nämlich so 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen.
In Italien muss Backman italienisch lernen und so aussehen, als wäre er Einheimischer. Außerdem wird er permanent von der CIA beschattet, die sobald die Zeit reif ist, Backmans Aufenthaltort den Materazzis einschlägigen Geheimdiensten stecken will. Dummerweise ist der Ex-Lobbyist nicht blöd und legt sich seinen eigenen Plan zurecht.
Soweit verstanden? Dann hab ich gut kaschiert, dass ich es selber nicht so ganz durchschaut hab :) Das ist auch direkt der erste große Minuspunkt des Buches: Die Hintergrundgeschichte ist viel zu kompliziert und die Vordergrundgeschichte vergleichsweise banal. "Die Begnadigung" handelt nämlich nicht (wie man nach dem vorigen Absatz evtl. hätte annehmen können) von der Geschichte, wie Backman an das Programm kommt und wie er verurteilt wird. Stattdessen startet es (wie man nach dem Titel des Buches evtl. hätte annehmen können) bei Backmans Begnadigung und erzählt hauptsächlich von seinen Tagen in Italien. Aus Backmans Vergangenheit werden immer wieder nur Bruchstücke erwähnt, sodass man sich besonders am Anfang fragt, was das ganze Theater eigentlich soll. Ist wahrscheinlich beabsichtigt, hat mir aber nicht wirklich gut gefallen.
Zweiter Minuspunkt des Buches ist das Ende. Das ist nämlich irgendwie nicht vorhanden. Je weiter man liest, desto mehr erwartet man einen großen Showdown. Der kommt aber einfach nicht. Auch doof.
Schlecht ist "Die Begnadigung" aber trotzdem nicht. Zwischendurch ist es recht spannend und da eigentlich kein richtiger Jurist mitspielt (wie in fast allen anderen Grisham-Romanen), bleiben dem Leser auch endlose und langweilige Beschreibungen der Juristerei (wie in fast allen anderen Grisham-Romanen) erspart. Und da Grisham außerdem um ein Vielfaches flüssiger schreibt als Andreas Franz, ist "Die Begnadigung" zwar gemessen an den ersten Romanen von John Grisham nicht wirklich gut, gemessen am Rest der Weltliteratur aber immer noch ganz passabel.
Gerade läuft: Nix
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